Der Mansfeld kommtErinnerungen an Krieg und FriedenAutor: Helmut Bollmann
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RusslandNach einer Zwischenlandung in Königsberg - die Sehenswürdigkeiten konnten besichtigt werden, und ein "Bärenfang" war auch noch drin - ging es im Tiefflug über endlose Birkenwälder nach Pleskau, wo auf LKW umzusteigen war. Die Rollbahn in Richtung Norden war breit und verschlammt. Irgendwo am Wegesrand stand ein riesiges Schild: "Bitte, nicht Spur fahren!" Und ein paar Kilometer weiter: "DU OCHSE FÄHRST JA SCHON WIEDER SPUR!" In Mgat, einem kleinen Nest wenige Kilometer vor Leningrad, war die Fahrt zu Ende. Hier wurde die allgemeine Lage bekannt: Einer der kleineren Brückenköpfe, den die Russen am linken Newa-Ufer noch hielten, war von einem verstärkten Fallschirmjägerbataillon einzudrücken. Das Bataillon, dessen Verstärkung aus einer Pionier- und einer Panzerjägerkompanie bestand, hatte seinen Bereitstellungsraum bereits bezogen. Der Angriff stand unmittelbar bevor. Einen von Granaten zerwühlten Bahndamm entlang ging es im Mannschaftszug nach vorn. Es war Herbst und es war kalt. Rechts und links der zerstörten Gleise lagen froststarre Leichen russischer Soldaten, an denen Ratten nagten. In der Luft lag stechender Brandgeruch. Hier hatten vor wenigen Tagen schwere Kämpfe stattgefunden. In der Gegend zur Linken ratterten Maschinengewehre, detonierten Handgranaten, schlugen Granaten ein. Der Angriff stand nicht unmittelbar bevor, - er war schon in vollem Gange. Die Kanone, deren Bedienungsmannschaft Bolle als Schütze vier zugeteilt war, wurde zur Sicherung der rechten Flanke auf dem an dieser Stelle steil zum Fluss abfallen Ufer in Stellung gebracht. Vom Feind war viel zu hören, aber nichts zu sehen. "Holen Sie noch zwei Kästen Munition", befahl der Geschützführer. "Beeilung, Beeilung! Hier kann's auch bald losgehen." |
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