Der Mansfeld kommtErinnerungen an Krieg und FriedenAutor: Helmut Bollmann
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Der VerkehrsunfallDie Dauermärsche über Stock und Stein hatten an den Fahrzeugen ihre Spuren hinterlassen; eine gründliche Überholung war längst überfällig, ließ sich in der Eile des Rückzuges aber nicht bewerkstelligen. Bolles Geländewagen hing malad hinter einem Trossfahrzeug, er selbst saß auf dem Beifahrersitz der ersten Zugmaschine. Der Fahrer ging eine Gefällstrecke
vorschriftsmäßig im dritten von sieben Vorwärtsgängen an, doch das reichte
in diesem Fall nicht. Der Wagen mit der schweren Kanone auf der Anhängerkupplung
wurde immer schneller und musste abgebremst werden. Ausgerechnet jetzt,
auf dieser Gefahrenstrecke trat ein, was bei dem Zustand des ZKW früher
oder später unausbleiblich war: Ein Tritt auf die Bremse zeigte keine Wirkung. Verzweifeltes Pumpen mit dem Pedal war vergeblich. Die Kettenbremsen, mit denen das Fahrzeug zusammen mit den Vorderrädern auch gelenkt wird, hatten ihren Geist unwiderruflich aufgegeben. Dem Fahrer trat der Schweiß auf die Stirn - und nicht nur ihm. Als er runterschalten wollte, knirschte es fürchterlich im Getriebe, und jetzt kriegte er überhaupt keinen Gang mehr rein. Bis zur nächsten Kehre war's nicht mehr weit. Dabei kam die Karre jetzt erst richtig in Schwung und das Geschütz ins Schleudern. Jetzt hieß es abspringen, möglichst weit weg von dieser verdammten Kanone - in voller Fahrt und ohne Fallschirm. Zwei Mann mussten mit Knochenbrüchen ins Lazarett, die andern kamen mit tiefen Schrammen und dicken Beulen davon. Die Sache war also glimpflich verlaufen. Die Springerausbildung hatte sich wieder einmal bewährt. An der Felswand in der Bucht der Kehre lehnten acht mit frischen Blumen geschmückte Holzkreuze, die Mauerbrüstung war durchbrochen, tief unten in der Schlucht lagen die Trümmer zweier 8,8-cm-Flakgeschütze und der dazugehörigen schweren Zugmaschinen. Bolle blickte mit Schaudern hinab |
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