Der Mansfeld kommt

Erinnerungen an Krieg und Frieden

Autor: Helmut Bollmann

 

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Das Nonnenkloster

Auf einer Fahrt zur näher rückenden Front geriet Bolle in einen Feuerüberfall leichter Feldartillerie. Die erste Granate krepierte 80 Meter vor ihm mitten auf der Straße, die zweite - da lagen sie längst in voller Deckung -  war ein Volltreffer. Der Wagen war ein brennendes Wrack, seine Kartentasche samt der teuren, aber nutzlosen Haftschalen und einem echtgoldenen Füllfederhalter - ein Konfirmationsgeschenk der Grünberger Tante -  unrettbar verloren. Er rappelte sich aus dem Straßengraben und wartete hinter der nächsten Böschung mit Fahrer und Melder auf eine Mitfahrergelegenheit. Der rechte Arm ließ sich nur unter Schmerzen beugen.

   Der winzige Splitter im Ellbogen konnte erst in der Münchner Uni-Klinik entfernt werden.  Gleich nach der Operation erfolgte die Verlegung ins Nonnenkloster zu Simbach am Inn, dass zum Reservelazarett umfunktioniert worden war. Die Nonnen, die sogar ihr Klostergut eigenhändig bewirtschafteten, pflegten die Verwundeten selbstlos voller Hingabe. Sie verzichteten nicht nur auf fleischliche Genüsse, sondern zugunsten  ihrer Schutzbefohlenen auch auf Fleischgenuss. Sie waren Tag und Nacht zur Stelle. Nur an drei bestimmten Viertelstunden des Tages sollte man tunlichst nicht sterben oder andere Mätzchen machen; da waren sie ins Gebet versunken und ließen sich durch nichts und niemand stören.

 Als Bolle von einer kleinen Zechtour fiebergeschüttelt aus Braunau am gegenüber liegenden Inn-Ufer zurückkehrte, verharrte eine dieser Nonnen nächtelang an seinem Bett und kühlte ihm die Stirn. Der Chefarzt hatte sofort auf Malaria getippt,  der Befund des Münchner Labors bestätigte es.

Malaria! Obwohl er jeden Tag brav das vorgeschriebene Prophylaxemittel geschluckt und die als Nebenwirkung auftretenden Magenbeschwerden in Kauf genommen hatte. Diese verfluchten Mücken!

 

   

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