Der Mansfeld kommt

Erinnerungen an Krieg und Frieden

Autor: Helmut Bollmann

 

<- voriges Kapitel

nächstes Kapitel ->

Die Heimkehr

  Auf dem Bahnsteig in Halle wartet ein Sanka, der Bolle in sein Heimatlazarett nach Eisleben brachte. Es war alles bestens organisiert. Ganz offensichtlich war der Vater in der richtigen Schmiede vorstellig geworden, um seinen Sohn nach Hause zu bringen.

   Das erste Wiedersehen mit der Mutter und seiner Frau versetzte ihn in den siebenten Himmel. Beide kamen jeden zweiten Nachmittag und schleppten alles heran, was sie tragen konnten. Beim Chefarzt des zum Reservelazaretts umgewandelten Knappschaftskrankenhauses war er in allerbesten Händen; Amputationen waren sein Spezialgebiet. Er hatte schon viele verunglückte Bergleute unter Messer und Säge gehabt.

   Die Amputationswunde musste zunächst vollständig abheilen, bevor die alles entscheidende Nachamputation unter sterilen Bedingungen vorgenommen werden konnte.  Am wichtigsten war dabei, den  zu verkürzenden Knochen sehr gut mit dem oberen Hautlappen zu polstern und die Naht auf der hinteren Seite des Stumpfes so weit nach oben zu legen, dass der Patient später in der Prothese nicht auf Knochen und Narbe laufen musste.

   Der erfahrene Arzt macht nicht nur das vortrefflich, er zog, wie er Bolle später erzählte, den Ischiasnerv bis zum Gehtnichtmehr heraus und durchtrennte  ihn direkt in der Wunde. "Der endet jetzt weit oben, ich hoffe, dass Sie das vor Nervenschmerzen weitgehend bewahrt."

   So war es und so ist es: Bolle leidet nur sehr selten unter den von Amputierten so gefürchteten Nervenschmerzen, die den Stumpf wie Elektroschocks durchzucken und ihn ausschlagen lassen wie ein Gaul. Da muss das Wetter schon sehr plötzlich und total umschlagen, um bei ihm diese Qualen auszulösen

   

<- voriges Kapitel

nächstes Kapitel ->