Der Mansfeld kommtErinnerungen an Krieg und FriedenAutor: Helmut Bollmann
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Der BetriebAnlässlich ihres fünfjährigen Bestehens bot die "Werra-Rundschau" ihren Lesern in Berichten, die zwei ganze Seiten füllten, einen Blick hinter die Kulissen der Redaktion. Der Ressortchef der Lokalredaktion und Senior der Truppe, Max Klier, stellte vor:
Zwei Männer, die Politik machen Genau genommen machen sie keine Politik, sondern befassen sich nur damit. In der Redaktion aber heißt es eben: Die Politik macht Helmut Bollmann. Sie kennen ihn doch? Ganz recht, der mit der Lambretta und dem mürrisch blickenden Boxer im Beiwagen. Er ist der Mann, der jeden Tag aus der Fülle der politischen Ereignisse, Reden, Katastrophen und Sensationen, die ihm der Hellschreiber zuträgt, das auswählt, was Sie wissen müssen, wenn Sie nicht auf dem Monde leben wollen. Diese Auswahl ist gar nicht leicht, denn selbstverständlich hat auch Helmut Bollmann seine politische Überzeugung, die er recht temperamentvoll zu vertreten weiß. Wenn der aber an seinem Redaktionsschreibtisch sitzt, ist er ganz Objektivität. Dann spielt es keine Rolle, ob die Meldung ihm gefällt oder nicht gefällt. Ist sie wichtig, so wird sie eben veröffentlicht. Den Vers darauf müssen Sie sich selber machen. Mit dem Auswählen allein ist es aber nicht getan. Da muss redigiert, gekürzt und zusammengeschrieben werden, und da sind die Überschriften zu machen, die Aufmachung, die Schlagzeilen, die der ersten Seite erst das Gesicht geben. Treffend, objektiv und verständlich müssen sie sein und vor allen Dingen nicht zu lang, denn die Druckbuchstaben sind nun einmal leider aus Blei und nicht aus Gummi. Sie werden verstehen, dass da dem politischen Redakteur manchmal der Kopf raucht und er sauer auf jede Störung reagiert. Er muss ja nicht nur gewissenhaft und korrekt, sondern auch schnell arbeiten. Der "Zeitdruck" sitzt ihm ebenso oft im Genick wie den Politikern in Bonn. Aktuell muss er sein, und deshalb wird der Redaktionsschluss bis zur letzten Minute hinausgeschoben. Gerade in diesen letzten Minuten aber steht mitunter das sich auf dem Redaktionstisch häufende Material in krassem Missverhältnis zu dem noch verfügbaren Raum und der zur Ver- und Bearbeitung verbleibenden Zeit. Das gilt besonders für solche Tage, an denen es in der Politik hoch hergeht. Selbstverständlich bringt nicht jeder Tag eine Hochflut wichtiger und interessanter Nachrichten. Es gibt auch "Sauer-Gurken-Zeiten", in denen der Hellschreiber beharrlich schweigt. Je geringer seine Tourenzahl wird, desto mehr kommt Helmut auf Touren. Dann geht sein angeborenes Temperament mit ihm durch. Mit dem Schrei: "Verflucht, halb drei und noch keine Aufmachung!" macht sich dann die gequälte Journalistenseele Luft. Wir anderen Redaktionsmitglieder nehmen das schon lange nicht mehr tragisch, denn schließlich ist die "Werra-Rundschau" noch nie ohne Aufmachung erschienen. Helmut Bollmann hat auch in den verzweifelsten Situationen noch immer einen Ausweg gefunden, genau so wie er auch Tag für Tag das Material für die zweite Seite zusammenbringt, selbst wenn "gar nichts da" ist. A propos zweite Seite! Hier kommt auch der Chef H. A. Kluthe zu Wort. Er möge mir verzeihen, dass ich ihn nicht zuerst genannt habe, wie es ihm als Chef eigentlich gebührt. Aber das kommt eben daher, dass er meist unsichtbar für uns ist. Seine vielen Ehrenämter in der europäischen Bewegung, im Liberalen Weltbund und in den Organisationen der Zeitungs- und Zeitschriftenverleger jagen ihn ständig kreuz und quer durch die Bundesrepublik, Europa und Amerika, von einer Konferenz, Tagung und Vorstandssitzung zur anderen. Nun wissen Sie auch, warum Sie nicht öfter einen Leitartikel von ihm zu lesen bekommen. Was er schreibt, ist meist das Werk einer jener knappen Stunden, die ihm daheim zu verleben vergönnt sind. Aber wir wollen ihm deshalb nicht gram sein, denn schließlich profitieren wir alle - Sie und auch die "Werra-Rundschau" - von all den Eindrücken und Einblicken, die er auf seinem "unsteten Wanderleben" empfängt. Sie finden ihren Niederschlag in seinen Leitartikeln, seinem von keinen Parteischeuklappen eingeengten weltoffenen Blick und seiner Toleranz, mit denen er auch andere Meinungen respektiert, wenn sie nur ehrlicher Überzeugung entspringen. Und noch eins: Wenn wir auch oft singen können: "Unser Chef ist nicht da ... ", so können doch er wie auch Sie davon überzeugt sein, dass die Politik in der "Werra-Rundschau" von Helmut Bollmann in seinem Sinne, nämlich objektiv und sachlich "gemacht" wird. (mk) |
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