Diedenbergen
In der Zeitung wurde eine Wohnung in
Diedenbergen bei Hofheim angeboten - mit Baukostenzuschuss. Baukostenzuschuss?
Das war für die Mutter kein Thema. Wofür bekam der Vater seine dicke Pension?
Sie war eine sparsame Hausfrau, sie saß auf dem Geld, sie würde es richten.
Im Jahr 1956 zog Bolle nach Diedenbergen um. Die funkelnagelneue Wohnung
im ersten Stock hatte drei Zimmer, Küche und ein modernes Bad sowie einen
sehr großen Balkon über dem Wohnzimmer des Vermieters. Heidi fuhr mit
dem Rad zu Schule. Bolle nahm die Bahn nach Frankfurt - in Hofheim hielten
auch die Eilzüge - oder klemmte sich, wenn er Spätschicht hatte und an
Sonntagen, hinters Steuer.
Als der Hausbesitzer starb, machten
die Erben Eigenbedarf gelten und legten Bolle nahe, sich doch selbst ein
Haus zu bauen. Als Inhaber des geerbten Fuhrbetriebes mit Baustoffhandel
wollten sie ihm zu Selbstkostenpreisen unter die Arme greifen.
Von nun an ging Bolle mit Bauplänen
schwanger. Er suchte nach dem idealen Grundstück und fand es auch. Am
oberen Ortsrand zweigte von der stark ansteigenden Straße nach Langenhain
ein Feldweg ab, der durch Ackerland und Obstbaumflächen im spitzen Winkel
ins Dorf zurücklief. Einziges sichtbares Bauwerk weit und breit war bei
belaubten Bäumen außer dem Kirchturm ein Häuschen, das ein Flüchtling
aus Ungarn vorn an der Abzweigung errichtet hatte.
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